Einstimmig befürwortete der Zornedinger Gemeinderat den Teilflächennutzungsplan 'Windkraft', den das Planungsbüro Brugger im Auftrag aller Landkreisgemeinden ausgearbeitet hat.
Selbstverständlich ist das nicht, wie das Beispiel der Nachbargemeinde Vaterstetten zeigt. Dort erwiesen sich am selben Abend eine Reihe von CSU-Gemeinderäten als unsichere Kantonisten, die buchstäblich ihr Fähnlein in den Wind hängen und den Plan ablehnen. Die geschlossene Haltung der SPD-Fraktion und der Grünen ersparte Vaterstetten eine Blamage und dem Landkreis eine Katastrophe.
Eigentlich müsste es inzwischen der Letzte kapiert haben: Ohne diese gemeinsame Planung aller Landkreisgemeinden droht in nächster Zeit ein Wildwuchs in Sachen Windräder, auf den die Gemeinden dann keinen Einfluss mehr hätten. Es gehört schon eine Menge Ignoranz - um das Wort Dummheit zu vermeiden - dazu, die Ablehnung mit dem "Schutz der Bevölkerung" zu begründen.
Oder stecken vielleicht wieder Einzelinteressen dahinter, wie das in christlich-neoliberalen Kreisen ja öfter vorkommt?. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Mitglied oder ein Spender der Ablehnungsfront sein Windkraft-Projekt nur verwirklichen kann, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen uneingeschränkt gelten.
Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es mit der "Einkesselung" der Purfinger nicht weit her ist. Die nutzbaren Flächen im Süden von Zorneding sind deutlich größer, mit entsprechend mehr Windrädern, sofern die Windhöffigkeit passt. Unsere Daxenberger müssen sich ob der (vereinzelten) Purfinger Klagen ziemlich auf den Arm genommen fühlen.
Dabei wäre es an der Zeit, unseren Bürgerinnen und Bürgern endlich reinen Wein einzuschenken: Wir brauchen nicht 15 Windräder im Landkreis, wie im Klimaschutzkonzept des Landkreises von 2010 vorgesehen - wir brauchen deutlich mehr. Bis jetzt ist immer nur von der alternativen Erzeugung von Strom die Rede, wobei vom derzeitigen Stromverbrauch ausgegangen wird. Das reicht aber bei Weitem nicht aus. Drei Aspekte werden völlig vernachlässigt.
Wärme: Wenn wir das Verbrennen von Öl und Gas zurückdrängen wollen, werden wir neben Erdwärme und Biogas auch auf Wärmepumpen zurückgreifen müssen. Die laufen aber mit Strom, der zusätzlich produziert werden muss.
Verkehr: Bundes- und Staatsregierung reden gelegentlich von Elektromobilität, tun aber - nichts. Zumindest beim öffentlichen und individuellen Nahverkehr, werden Elektroantriebe in nicht allzu ferner Zukunft die Alternetive bieten, mit der wir den Mineralölverbrauch senken können. Auch dafür brauchen wir - mehr - Strom.
Konsum: Der Landkreis Ebersberg hat nur sehr wenige energieintensive Produktionsbetriebe, aber aufgrund der überwiegend wohlsituierten Einwohnerschaft einen erheblichen Bedarf an Konsumgütern. Und in denen steckt jede Menge Energie. Es braucht beispielsweise viele Kilowattstunden, bis ein Audi vom Band rollen kann. Die Erzeugung der entsprechenden Energie nur den Ingolstädtern zu überlassen, wäre nicht fair und ohne fossile oder atomare Großanlagen auch nicht machbar. Ergo muss mittelfristig jede Region etwa die Energiemenge beisteuern, die sie verbraucht - einschließlich der Menge, die in den Konsumgütern steckt.
Wer jetzt wieder auf die 'gute alte Atomkraft' schielt, dem sei eine aktuelle Meldung des Bayerischen Rundfunks ans Herz gelegt:
"Pilze und Wildschweine immer noch belastet.
Am 26. April jährte sich zum 27. Mal das Reaktorunglück von Tschernobyl. Wie lange radioaktive Isotope zum Teil strahlen, kann man in einigen Gegenden Bayerns feststellen, die von der Tschernobyl-Wolke besonders betroffen waren. Dort registrieren Geigerzähler bei Wildschweinen, einigen Pilzarten und Waldbeeren noch heute hohe Werte."
Werner Hintze